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Als eine Bodenschwellung im heutigen hessischen und Weserberg-
lande aus dem Meerbusen ein Binnengewässer bildete und die auf-
gestauten Wassermassen sich schließlich einen Abfluß durch das rheinische
Schiefergebirge gebahnt hatten, da füllten mit vereinten Kräften die
Gletscher der Alpen, des Schwarz- und Wasgenwaldes die Grabensenke
mit Moränenschutt zum Teil wieder zu.
Ihnen verdankt die oberrheinische Tiefebene zum größten Teile ihre
heutige Bodengestalt und Bodenzusammensetzung.
I.
Die oberrheinische Tiefebene.
a) Lage und Grenzen. Dieselbe umfaßt das Tiefland
zwischen Schwarzwald, Odenwald, Spessart im Osten, Taunus
im Norden, Hunsrück, Hart, Wasgenwald im Westen und dem
Schweizer Jura im Süden.
b) Ausdehnung. Ihre größte nordsüdliche Ausdehnung
beträgt fast 300 km, die westöstliche schwankt zwischen 20
und 60 km. Ihr Flächenraum beträgt etwa ein Viertel der
Provinz Brandenburg.
Welchen wirtschaftlichen Wert haben die natürlichen
Landes Verhältnisse ?
a) Der Boden. Gestalt und Zusammensetzung des
Bodens dieser Ebene sind mannigfaltig.
Unmittelbar an den Fuß des Wasgenwalds schließt sich
ein wellenförmiges Gelände, das wegen seiner Bedeckung mit
Löß außerordentliche Ertragsfähigkeit zeigt und für die Boden-
kultur im ganzen Elsaß von höchstem Werte ist.
Von ähnlicher Fruchtbarkeit ist der rechtsrheinische
(badische) Teil der Ebene, der sich am Fuße des Schwarz-
waldes entlangzieht.
Ein wesentlich ungünstigeres Bud zeigen jedoch die Ufergelände
des Rheines bis Straß bur g in einer Breite von 10 km. Hier liegen
nämlich die Sand-, Kies- und Geröllmassen zutage, die das reißende
Wasser des Rheins bis hierher getragen.
b) Klima. Es ist in keinem Teile Deutschlands günstiger
als hier. Im Osten, Westen, Norden von hohen Randgebirgen
umgeben, bleibt die Ebene vor den rauhen Winden aus
diesen Himmelsrichtungen bewahrt; dagegen haben die feucht-
warmen Südwestwinde freien Zutritt.
c) Die Niederschläge der Ebene sind im Osten und
Norden reichlicher als im Westen.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Weserberg- Schwarzwald Odenwald Taunus Rheins Deutschlands Westen
— 9 —
sodann alle Futterkräuter, Wurzel- und Handelsgewächse ge-
deihen vorzüglich auf ihm.
Die Alluvialbildungen der Seen und Flüsse geben wohl
ein vorzügliches Weideland (Marschen), sind aber wegen ihres
hohen Feuchtigkeitsgehalts für den Körnerbau wenig geeignet.
An besonders feuchten Orten, die den üppigsten Graswuchs
gestatten, bildet sich durch innige Verbindung von vermodernden
Pflanzenresten und Erdkrume der Humusboden. Im all-
gemeinen ist er kraftlos, weil arm an mineralischen Nähr-
stoffen. Das auf ihm geerntete Getreide liefert daher mehr
Stroh als Körner. Jedoch erweist er sich für Mergelauffuhr
sehr dankbar.
In verschiedenen Gegenden des deutschen Reiches, wie im
oberen Rheintal (oberrheinische Tiefebene), in der Magde-
burger Börde und am Fuße der Sudeten, trifft man eine
Bodenart an, die wegen ihrer gelblichen Färbung und der ihr
eigenen großen Fruchtbarkeit dem Lehmboden sehr ähnlich
sieht; es ist der Löß.
Er verdankt seine Entstehung teils der ablagernden Tätig-
keit des Wassers, weshalb man auch eine große Menge von
Schnecken und Muscheln in ihm findet, teils aber auch der
abtragenden und wieder aufschichtenden Wirkung der Winde.
Wie äufsert sich der Einflnfs des Klimas auf den Bodenbau ?
Das Klima oder die Witterung ist im wesentlichen ein
Produkt von Temperatur, Regen und Wind. Diese üben
einzeln oder vereint eine einschneidende Wirkung auf den
Bodenbau aus.
So steht die Entwicklung von Wiesen und Weiden in
einem hervorragenden Abhängigkeitsverhältnisse von den
Niederschlagsmengen. Je größer dieselben, um so üppiger
gedeiht der Graswuchs.
Darum ist ja auch die gesamte Nordseeküste mit Marschen
so reich gesegnet; darum nehmen auch die Weiden der ober-
deutschen Hochebene, des Erzgebirges, der Sudeten, des hohen
Venn und am Niederrhein so bedeutende Strecken ein. Wo
aber reichliche Niederschläge mit hohen Sommer-
temperaturen sich vereinigen, da wird der Bodenbau be-
sonders begünstigt.
Tritt infolge geschützter Lage die Vegetationszeit sehr
früh ein und dauert dieselbe bis in den Herbst hinein,
dann kann mehrmals geerntet werden, wie das die ober-
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10 —
rheinische Tiefebene deutlich zeigt. Handelsgewächse, wie Tabak,
Hopfen, Zichorien, Hanf und Mohn, gedeihen dann vorzüglich.
Wirken jedoch in einem Gebiete hohe Sommer-
temperaturen und geringe Bewölkung zusammen, so ist
dies, natürlich immer unter Voraussetzung der entsprechenden
Bodenzusammensetzung, ganz besonders für den Wein- und
Obstbau günstig. Daher eignet sich auch die Rheinebene mit
ihren seitlich gelegenen Tälern in so hervorragender Weise für
diese Kulturen.
In Gegenden mit ausgedehnten Sandflächen (Mark
Brandenburg) sind viele Regentage mit nicht zu großer Er-
giebigkeit für den Anbau von Halmfrüchten besonders er-
wünscht. So förderlich auch ergiebige Niederschlagsmengen
im Sommer dem Stoppelfruchtbau sind, so hinderlich können
sie jedoch leicht der Getreideernte werden, deren Güte nicht
selten darunter empfindlich leidet. Höhere Temperaturen im
Spätherbst begünstigen die Bearbeitung des Bodens zwischen
Ernte- und Saatzeit.
Heftige, lange anhaltende Stürme sind der Auf-
forstung mancher Gegenden sehr hinderlich; dagegen ist
ein hoher Feuchtigkeitsgehalt der Luft derselben dienlich.
gl.
Die natürlichen Landschaften.
(Allgemeines.)
Die Lage des deutschen Reiches im Gradnetz.
Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen
Erdhalbkugel; es erstreckt sich vom 6. bis 23.° ö. L. (Greenwich).
Es reicht ferner vom 47. bis zum 56.° n. Br. und dehnt sich
somit durch etwa 9 Breitengrade aus.
(Genau bezeichnet, hegt der südlichste Punkt 47° 16', der
nördlichste 55° 53' n. Br., der westlichste 5° 52' und der öst-
lichste 22° 53' ö. L.).
Welche politische Lage hat Deutschland?
Mit Recht hat man es das »Herz« Europas genannt.
Drei Groß- und vier Kleinstaaten umschließen es un-
mittelbar in einem großen Kranze.
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Extrahierte Personennamen: Mohn
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Deutschland Europas
92
1800 km. Dadurch ist Deutschland auf die Teilnahme an dem
überseeischen Handel und Verkehr direkt hingewiesen. Früh-
zeitig hat es darum auch lebendigen Anteil an der ozeanischen
Dampfschiffahrt genommen. Zwar ist die deutsche Nordseeküste
nur an wenigen Stellen für größere Fahrzeuge zugänglich und
nur an den Mündungen der Flußläufe für Seeschiffe fahrbar;
doch sind diese wenigen Punkte zur Entwicklung eines ganz
bedeutenden überseeischen Handels völlig ausreichend gewesen.
Die Ostseeküste ist von ähnlicher Beschaffenheit wie die
Nordseeküste. Auch ihr fehlt es im ganzen an Landungs-
stellen für Fahrzeuge mit größerem Tiefgange. Dies gilt nament-
lich vom östlichen Teile der Küste ausschließlich der O der-
und Weichselmündung. Nur im Westen steigt die Küste
häufiger steil an und bietet dem Verkehr geräumige Buchten
mit tiefen Einfahrten (Förden), unter denen sich diejenigen
von Flensburg und Kiel besonders auszeichnen. Die Be-
deutung der Küste liegt darin, daß sie Deutschlands Handel
und Verkehr mit den Gestadeländern der Ostsee begünstigt.
Warum haben die Seeliandelsplätze der Nordseeküste gegen-
wärtig gröfsere Bedeutung als die der Ostseeküste?
Eine völlige Verkehrsstockung durch Vereisung scheint
für die Nordseehäfen so gut wie ausgeschlossen ; dagegen
haben die östlichen Hafenplätze der Ostseeküste zuweilen mit
einer derartigen Abschließung vom offenen Meere zu rechnen,
die nicht selten bis in den April hinein anhält. Demnach sind
die Häfen der Nordsee vor ihren Schwestern an der Ostsee
infolge ihrer klimatischen Lage begünstigt.
Die Nordseehäfen sind auch durch ihre bessere Weltlage
vor den Ostseehäfen bevorzugt; denn die Nordsee steht durch
das Ärmelmeer in direkter Verbindung mit dem Atlantischen
Ozean, der zur Zeit den Hauptschauplatz des Weltverkehrs
bildet. Dagegen ist die Ostsee durch die Halbinsel Jütland
vom offenen Meer getrennt.
Für eine Seehandelsstadt sind zwei Gebiete von großer
Bedeutung, nämlich das Erzeugungs- und das Absatzgebiet.
Beide werden durch das Hinterland der betreffenden Küste
gebildet. Je größer seine Ausdehnung ist, desto besser ist
dies für die vorgelagerten Küstenstädte. Da nun Deutsch-
lands Breitenausdehnung im Westen am bedeutendsten ist,
so sind auch durch diesen Umstand die Nordseehäfen be-
günstigt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Flensburg Kiel Deutschlands Ostsee Ostsee Atlantischen
Ozean
— 21 —
Breite gegraben. An mehreren Stellen treten die Ufer derselben so dicht
aneinander, daß dadurch das Tal in drei Becken geteilt wird.
(Fruchtbarkeit.)
Da es den Wassern der Donau hier an Kraft mangelt, die mit-
geführten Geröllmassen fortzuschaffen, so verbaut sie sich oft selbst ihren
Weg, tritt über die Ufer, bildet neue Rinnsale und versumpft die Ufer-
landschaften.
So entstanden die großen Donaumoore der beiden westlichen Becken,
deren Moos- und Schwemmland wenig fruchtbar ist.
Dagegen zeichnet sich das dritte Becken unterhalb
Regensburgs infolge seines Reichtums an Löß und schwarzer
Dammerde durch große Ertragsfähigkeit aus.
Welchen wirtschaftlichen 61 e samt wert hat das nördliche
Vorland der Alpen?
Derselbe ist abhängig von dem Werte, den die natürlichen
Hilfsquellen der Landschaft für die Erwerbsverhältnisse ihrer
Bewohner haben. Er äußert sich im:
1. Bodenbau.
Der Aufbau der Landschaft (Alpen), die Zusammensetzung der
Bodenoberfläche (süddeutsche Hochebene: tonige, glimmerreiche Sand-
schichten, das Verwitterungsprodukt des an Nährsalzen armen Glimmer-
schiefers, Oberpfalz: teils sandige, trockene und dünne, teils zu feuchte
tonige Ackerkrume), die Höhenlage der Randgebirge und das Klima des
gesamten Vorlandes sind dem Bodenbau wenig günstig.
Denn obwohl im südlichen Deutschland gelegen, sind die mittleren
Jahrestemperaturen infolge der erheblichen Seehöhe (500 m) doch sehr
niedrig (Böhmerwald + 6° bis 7°, Oberpfalz, Jura, südlicher Teil der
Hochebene -+- 7° bis 8°, im nördlichen Teile und am Bodensee + 8°
bis 9°).
Die ungehindert eintretenden Ostwinde, die abkühlenden Luft-
strömungen, die von den Alpen wehen, lange, strenge Winter gestalten
das Klima rauh.
Dazu tritt eine für den Bodenbau allzu reichhche Niederschlags-
menge (700 bis 1200 mm).
Dennoch sind einzelne durch besonders geschützte Lage
und große Fruchtbarkeit ausgezeichnete Bodenbaubezirke
vorhanden. Es sind:
a) Niederbayern mit dem Düngäu, die weite Ebene
von Regensburg südöstlich bis über Straubing hinaus. Es
besitzt unübertreffliches Getreideland und gehört daher zu
den am meisten Weizen und Gerste bauenden Gebieten
Deutschlands. Man nennt es Bayerns Kornkammer. Die
Abhänge und geschützten Täler des gegenüberliegenden baye-
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— 9 —
reichen Erzeugnisse der Donauländer (Holz, Getreide, insbesondere
Weizen und Mais) den Weltmärkten zuführen. Neben ihr hat die
Elbe die größte Bedeutung, die, schiffbar von Melnik ab, die böh-
mischen Erzeugnisse (Braunkohlen, Gerste, Hopfen, Obst) zu Tal
befördert und die direkte Verbindung mit Hamburg und der Nordsee
herstellt. Auch Oder und Weichsel sind von einiger Wichtigkeit,
erstere insbesondere für die Flößerei und den Transport von Erzen
und Kohlen (Witkowitz in Mähren verarbeitet zum Teil schwedische
Eisenerze !), letztere für die Beförderung galizischer Produkte (Roggen,
Salz, Petroleum).
Kanäle sind wenige vorhanden; der wichtigste ist der Franzens-
kanal zwischen Donau und Theiß. Doch ließe sich auf diesem Gebiete
vieles bessern: Donau-Elbe, Donau-Oder, wogegen die geplante Ver-
bindung Donau-Mittelmeer kaum zu überwindende Schwierigkeiten
bieten dürfte.
Die Seen, außer dem Bodensee von geringer Bedeutung für
den Verkehr, zeichnen sich wie der Neusiedler- und Plattensee durch
ihre Größe oder wie viele Alpenseen (Achen-, Traun-, Gardasee)
durch reizende Ufer aus.
Das Adriatische Meer hat infolge seiner Küstenbildung
(Steilküste) vorzügliche Häfen (Triest, Fiume), ist immer eisfrei und
wird wegen seiner hohen Temperatur und der landschaftlichen
Schönheit seiner Küsten viel besucht (Österreichische Riviera—
Abbazia).
4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Infolge der Lage inmitten
großer Landmassen, bei dem Vorherrschen des Gebirges und dem
geringen Einfluß des Meeres ist das Klima bis auf die Küstengebiete
und Inseln, die bezüglich der Wärme mit Neapel und Lissabon wett-
eifern können, ein kontinentales; strenge Winter wechseln mit
heißen Sommern ab. Ungarn, Galizien und Böhmen weisen die
größten Temperaturunterschiede auf; kalt sind die Hochgebirgs-
regionen der Alpen und Karpathen, sehr warm die geschützten Alpen-
täler in Südtirol (Meran, Bozen — klimatische Kurorte).
Die meisten Niederschläge haben die Gebirgsländer, regenarm
sind die ungarischen Tiefebenen (warum?). Die Folge davon sind
die Baumlosigkeit und der Pußtencharakter derselben. Eine àus
Bodengestaltung und ungleicher Erwärmung der Luftschichten zu
erklärende Erscheinung ist die „Bora", ein stoßweise wehender
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— 55 —
den Bahamainsein und dem größeren Teil der Kleinen Antillen,
von denen Trinidad die bedeutendste ist. Alle diese Inseln haben für
das Mutterland Bedeutung durch den Plantagenbau, der Zuckerrohr
(Rum), Vanille, Kakao, Tabak, Kaffee hervorbringt. Kulturhistorisch
denkwürdig ist die Insel San Salvador aus der Bahamagruppe (Landung
des Columbus, 12. Oktober 1492). Reich an nutzbaren Hölzern, und daher
wichtig für den englischen Schiffbau, ist der Bezirk von Britisch-
Honduras. Hauptniederlassung Belize ; Ausfuhrartikel Mahagoni, Teak-
und Campecheholz. Britisch - Guayana mit dem Hauptort George-
town bringt reiche Erträge an Gummi, Hölzern, Tabak, Kakao, Vanille.
4. In Australien.
a) Der Australische Staatenbund. Er besteht aus dem Festlande
von Australien und der im Süden vorgelagerten Insel Tasmania
(rund 8 Mill, qkm mit 4,4 Mill. Einwohnern) und liegt je zur Hälfte
nördlich und südlich vom Wendekreise des Steinbocks. — Australien
ist eine Hochfläche, deren Ost- und Westrand ziemlich stark ansteigt.
Eine allmähliche Abdachung zur Küste bildet nur das Stromsystem
des Murray mit seinem Nebenfluß Darling. Was ergibt sich daraus
für den Verkehr mit dem Innern? Die fruchtbaren Tiefebenen
liegen ganz verstreut, und die Besiedelung kann fast nur von der
Küste aus erfolgen. — Das Klima Australiens ist, seiner Lage ent-
sprechend, im Innern und im Norden heiß und trocken, im südlichen
Teile gemäßigt und der Gesundheit zuträglicher.
Für den Ackerbau eignet sich ungefähr die Hälfte der Boden-
fläche, jedoch ist erst ein Vierzigstel davon in Anbau genommen.
Im gemäßigten Süden gedeihen Weizen und Mais, im Gebirgslande
Hafer. Die Kartoffel findet sich besonders in Tasmania und Neu-
Süd-Wales, Reis- und Zuckerrohrkultur beginnt sich in den Flußtälern
auszubreiten. Die Küstenstriche sind für Obst- und Gemüsebau
geeignet; man zieht Bananen, Orangen, Ananas, Mandeln, Oliven
und vom Obst der gemäßigten Zone Pflaumen, Pfirsiche, Erdbeeren.
Auch gedeiht an sonnigen Gebirgsabhängen die Weinrebe. (Erste An-
pflanzung von Deutschen!) Der Tabakbau (Neu-Süd-Wales und
Victoria) ist von größerer Bedeutung als der Kaffeebau. — Die
Tierzucht ist besser entwickelt als der Ackerbau. In den Steppen
des Innern blüht die Schafzucht, welche im Jahre 1906/07 mehr
als 2 Mill. Ballen Wolle i. W. von rund 600 Mill. M für die Ausfuhr
lieferte (Zahl der Schafe 1902: 74,3 Mill. Stück). Abnehmer sind von
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— 92 —
Seen und gib ihre Bedeutung für den Po an! In den Südabhang
der Alpen eingebettet und vor rauhen Nordwinden geschützt, kann
sich an den Ufern der Seen ein üppiger Pflanzenwuchs entwickeln,
der sie nebst ihrem milden Klima zu den reizendsten Punkten der
Erde macht (Winterkurorte, Fremdenverkehr!).
4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Während der Poebene
schroffer Gegensatz zwischen Sommer und Winter eigen ist, ver-
schwindet dieser nach Süden immer mehr; die Trockenheit nimmt
von Norden nach Süden zu, wo sie durch den von Afrika herüber-
wehenden Scirocco noch verschärft wird (Neapel ist 4, Sicilien
5 Monate regenlos). In den Sumpfgebieten herrscht oft das Malaria-
fieber, wogegen die Riviera von Kurorten besät ist (San Remo,
Nervi). — Das Klima unterstützt die fast unerschöpfliche Frucht-
barkeit großer Bodenstrecken — Poebene, Ätnagebiet, Ebenen von
Apulien und Kalabrien —, so daß man jahrelang ohne Düngung
reiche Erträge erzielt und in manchen Teilen des Landes fast das
ganze Jahr hindurch ernten kann.
5. Politisches und Bevölkerung. Italien bildet seit 1861 ein ver-
einigtes, konstitutionelles Königreich, dessen Bewohner zum größten
Teil Romanen sind und der römisch-katholischen Kirche angehören.
Lebhafte Phantasie, rasche Auffassungsgabe, Nüchternheit sind die
Lichtseiten, leichte Erregbarkeit und Leidenschaftlichkeit, die wegen
einer Kleinigkeit zum Messer greifen läßt (Anarchisten, Geheim-
gesellschaften !), endlich in Süditalien Hang zur Trägheit und Un-
reinlichkeit die Schattenseiten ihres Charakters. Die Volksbildung
läßt noch viel zu wünschen übrig. Die große Bevölkerungsdichte
(im Mittel 113 Menschen auf dem Quadratkilometer!) verbunden
mit den ungünstigen Erwerbsverhältnissen (Großgrundbesitz, wenig
Industrie!) sind die Ursachen einer bedeutenden dauernden sowohl
als auch zeitweiligen Auswanderung (300000—500000 im Jahre,
hauptsächlich Maurer und Erdarbeiter).
B. Wirtschaftliches.
I. Die Landwirtschaft beschäftigt in Italien noch mehr als die
Hälfte der Bevölkerung und nimmt rund 70% des Bodens in Be-
nutzung. Früher war der Anteil des unproduktiven Landes geringer;
jetzt liegen infolge jahrhundertelanger Verwahrlosung und infolge
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- 127 '—
nach den Philippinen aus und Waren für ungefähr 2,5 Mill. M von
dort ein. ..
2. Die Marianeninsel Guam und die Hawai- oder Sandwichinseln,
letztere als Territorium den Vereinigten Staaten angegliedert, sind wichtig
als Schiffahrts- und Kabelstationen. Hauptort Honolulu.
3. Die Samoainsel Tutuila, in der Südsee gelegen, hat ebenfalls nur
als Schiffahrtsstation Bedeutung.
4. Cuba und Puertorico. Die erstgenannte Insel, „die Perle der
Antillen", bildet zwar eine eigene Republik, aber unter der finanziellen
Kontrolle der Union und wird wahrscheinlich früher oder später mit
dieser vereinigt werden. H ab an a ist durch eine riesige Dampffähre
mit der Insel Key West verbunden ; von dieser führt eine Bahn über
42 Koralleninseln nach der Südküste Floridas (84 km), so daß man im
Pullmann-Wagen von New York nach Cuba gelangen kann. Puertorico
steht unter der Verwaltung der Vereinigten Staaten. (Die wirtschaft-
lichen Verhältnisse siehe S. 130.)
Mexiko.
A. Allgemeines.
Die Vereinigten Staaten von Mexiko sind nach Lage und Boden-
gestaltung eine Fortsetzung des südlichen Teiles der pazifischen
Hälfte Nordamerikas. Sie bedecken eine Fläche von 1,987 Mill, qkm
(3% mal so groß wie Deutschland), haben aber nur 13,5 Mill. Ein-
wohner. Die Flüsse sind weder zur Schiffahrt noch zur Förderung
der Industrie geeignet. Das Hochland ist sehr trocken und nur bei
künstlicher Bewässerung fruchtbar, hat aber sehr gesundes Klima.
Die Küstengegenden sind zwar äußerst fruchtbar, aber sehr ungesund
(Malaria und gelbes Fieber). Die Bevölkerung besteht vorwiegend
aus Mestizen, Indianern und Kreolen; die vorherrschende Sprache
ist die spanische. Bürgerkriege und Mißwirtschaft hatten das Land
fast zur Wüste gemacht, und erst unter dem straffen Regiment des
jetzigen sehr tüchtigen Präsidenten beginnt man mit der Ausnutzung
der reichen natürlichen Hilfsquellen des Landes, wobei der Unter-
nehmungsgeist des nordamerikanischen Nachbars die Rolle des
Führers und Nutznießers übernommen hat.
B. Wirtschaftliches.
i. Die Landwirtschaft bevorzugt in den Terrassenlandschaften
und Küstengebieten den Plantagenbau, bringt aber auch auf der
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Extrahierte Personennamen: Puertorico
Extrahierte Ortsnamen: Guam Honolulu Cuba Floridas New_York Cuba Mexiko Mexiko Nordamerikas Deutschland
112
zu den größten und wasserreichsten der Erde. Dieser Umstand ist
für die Entwicklung des Landes von weittragender Bedeutung ge-
wesen. Vor allem ist dabei an den schon erwähnten Mississippi
(,,Vater der Ströme") zu denken, der bis New Orleans von den größten
Seedampfern befahren werden kann (40 m Tiefe). Nenne die größten
Nebenflüsse nach der Karte ! Aber auch die östlichen Küstenflüsse
sind, wenigstens unterhalb der fast bei allen vorhandenen Fälle
und Stromschnellen (Fallirne), stattliche Schiffahrtswege, allen voran
der Hudson, der sich in seinem Unterlaufe fjordartig erweitert
und die herrliche New York -Bai bildet (65 km Ladegelegenheit).
Alle dienen aber gerade wegen ihres Reichtums an Fällen in hervor-
ragendem Maße der Industrie. Dagegen sind die Ströme des Westens
beinahe durchweg tosende, wilde Gewässer, die sich durch wolken-
bruchartige Regen heute haustief mit Wasser füllen und morgen
infolge der herrschenden Hitze fast ausgetrocknet sind. Für den
Verkehr haben sie außer einigen, die wie Rio Grande del Norte,
Colorado, Sacramento wenigstens im Unterlaufe beschränkt
der Schiffahrt dienen, wenig Bedeutung. Dagegen führen viele von
ihnen Gold und sind dadurch von großem Wert für die Besiedelung
des Westens geworden. Für die Erschließung Alaskas und den Ver-
kehr mit dem Goldbezirk Klondyke hat der Jukon große Be-
deutung. Der St. Lorenzstrom entwässert das Gebiet der großen
Seen, die mit 247 000 qkm fast halb so groß wie Deutschland sind.
Sie liegen außer dem Michigansee und Teilen des Oberen- und Huron-
sees auf canadischem Boden, sind aber ebenso wie der zuletzt ge-
nannte Strom außerordentlich wichtige Verkehrswege. (Durch die
St. Marys-Kanäle zwischen dem Oberen- und Huronsee gingen 1904
44,3 Mill, t Güter.) Die Bedeutung jener Wasserstraßen wird noch
dadurch erhöht, daß sie durch Kanäle sowohl mit dem Hudson
(Atlantischer Ozean) als auch mit Ohio und Illinois (Mississippi—golf
von Mexiko) in Verbindung stehen. (Das gesamte Kanalnetz der
Union hat eine Ausdehnung von rund 5000 km und verbindet fast
alle Flüsse des Ostens untereinander und mit den großen Seen.)
Ganz abflußlos ist das ,,Große Bassin", ein Gebiet, so groß wie das
Deutsche Reich. Sammelbecken ist der große Salzsee.
4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Das nordamerikanische
Klima zeichnet sich durch sehr warme Sommer, aber auch durch
sehr kalte Winter aus. Die Temperaturunterschiede sind sehr groß
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